Kaktus

Kaktus


Allgemein: Durch die Aussaat kommt man schnell in den Besitz neuer und seltener Kakteenarten, die vieleicht als Pflanzen im Handel überhaupt nicht erhältlich sind, weil deren Aufzucht durch langsamen Wuchs oder hoher Ausfallraten sich für Gärtnereien nicht rechnet. Wer sich etwas länger mit dem Hobby beschäftigt, wird diese reizvolle Beschäftigung früher oder später ausprobieren. Mit Interesse wird man dann verfolgen, wie aus dem Samenkorn eine Kakteenpflanze heranwächst.


Die Aussaat von Kakteen unterscheidet sich zwar in einigen Punkten von der Aussaat andere Pflanzen. Wenn man dabei richtig vorgeht, steht jedoch der Erfolg nicht in Frage.

Samenauswahl: Die Aussaat von Kakteen und deren Anzucht machen zwar viel Freude, erfordern aber auch einiges an Arbeit. Man sollte daher vor der Aussaat sorgfältig überlegen, welche Kakteensamen ausgesät werden sollen. Es gibt Kakteen, die nur schwer und mit viel Mühe aus Samen herangezogen werden können. So weisen etwa die Samen von Blossfeldia ganz kleine Samenkörner auf. Die aus diesen Samen keimenden winzigen Sämlinge brauchen lange, bis sie eine Größe erreichen, die das erstmalige Pikieren gestatten. Bis dahin sind sie stets von Algen und Schadpilzen bedroht. Die Samen anderer Kakteen, etwa die Samen einiger Opuntien, keimen oft schwer. Manche Kakteenliebhaber quellen diese Samen vor oder feilen sie vor der Aussaat an. Schließlich gibt es auch noch Kakteenarten, wie etwa Ariocarpen, deren Samen zwar gut keimen, ihre Jungpflanzen wachsen aber sehr langsam heran. Für den erfahrenen Kakteenfreund ist es besonders befriedigend, wenn es ihm gelingt, auch schwierige Kakteen heranzuziehen. Der Anfänger wird dagegen seine ersten Aussaatversuche mit einfachen Kakteen machen. Zu diesen zählt z.B. die Mehrzahl der Cereen, Echinofossulocacteen, Echinopsen, Gymnocalycien, Lobivien, Mammillarien, Notocacteen oder Rebutien. Auf jeden Fall müssen die Kakteensamen keimkräftig sein. Die Samen von Ariocarpen oder Opuntien behalten bis zu einem Jahrzehnt ihre Keimkraft, dagegen lässt aber auf der anderen Seite die Keimkraft von Rebutiensamen schon nach einem Jahr deutlich nach. Der Kakteensamen für die Aussaat sollte daher möglichst aus der Ernte des Vorjahres stammen. Ferner sollten aus den Kakteensamen tatsächlich die Pflanzen keimen, die das Etikett verspricht. Es ist ärgerlich, wenn aus den als Gymnocalycium andreae erworbenen Samen dann Hybriden aus einer zufälligen Insektenbestäubung heranwachsen. Und wenn ein Kakteenfreund den noch fehlenden Notocactus uebelmannianus aus Samen heranziehen möchte, fühlt er sich geprellt, wenn infolge einer Verwechslung beim Händler diese Samen den üblichen Notocactus ottonis erbringen. Beim Einkauf von Kakteensamen sollte man sich daher an bewährte Verkäufer wenden. Besonders geschätzt ist am Heimatstandort der Pflanzen gesammeltes Importsaatgut. Dies gilt besonders dann, wenn es fachmännisch eingesammelt und unter Angabe des Fundortes verkauft wird.

Samengewinnung: Wenn man für sich oder zum Verkauf Kakteensamen gewinnen will, so sollte auch dieser keimkräftig sein und keine Zufallshybride enthalten. Selbstverständlich wird man schöne, wüchsige und blühwillige Elternpflanzen auswählen. Allgemein benötigt man zur Samengewinnung zwei Elternpflanzen. Einige Arten, wie aus der Gattung Frailea, Lophophora oder Rebutia, setzen auch bei Selbstbestäubung Samen an. Unter Selbstbestäubung versteht man dabei, daß die Narbe einer Blüte mit Blütenstaub derselben Blüte


oder einer anderen Blüte derselben Pflanze belegt wird. Eine Fremdbestäubung, also eine Bestäubung mit Pollen aus der Blüte einer anderen Pflanze, ist jedoch wegen der breiteren erblichen Grundlage für die Nachkommenschaft vorzuziehen. Die beiden für eine Fremdbestäubung erforderlichen Pflanzen müssen aber vom Erbgut her tatsächlich verschieden sein. Es darf also nicht die eine Pflanze der Ableger der anderen Pflanze sein, auch dürfen nicht beide Pflanzen Ableger oder Sprosse der gleichen Mutterpflanze sein. Um ungewollte Hybriden sicher zu verhindern, sollte man die vorgesehenen Elternpflanzen bereits kurz vor dem Aufbrechen der Blüten unter Glocken oder in Käfigen aus Draht stellen. Die Bestäubung wird vorgenommen, wenn die Blüten voll erblüht sind, die Narbenäste sich geöffnet haben, die Staubgefäße reif sind und der Blütenstaub pulverig wirkt. Zur Bestäubung nutzt man einen weichen Pinsel. Man kann auch mit einer feinen Pinzette Staubgefäße aus einer Blüte auf die Narbe der anderen Blüte bringen. Wenn man verschiedene Bestäubungen vornehmen möchte, verwendet man verschiedene Pinsel. Danach müssen die Pinsel gründlich gereinigt werden, zum Beispiel durch Ausspülen in medizinischen Alkohol. Vor einer neuen Bestäubung müssen sie natürlich wieder völlig trocken sein. Die bestäubten Pflanzen bleiben bis zum völligen Verwelken der Blüte unter der Glocke. Die Kakteensamen sind nur dann voll keimfähig, wenn sie reif geerntet werden. Manche Kakteen entwickeln eine fleischige Beere, welche dann abgenommen wird, wenn sie ausgereift ist. Meist ist sie dann tiefrot gefärbt oder beginnt aufzuplatzen. Die ausgereifte Beere muss nun sorgfältig und vollständig abgenommen werden. Die Kakteensamen können nun mittels eines Teesiebs aus der Beere ausgewaschen werden, um die Samen vom Fruchtfleisch zu trennen. Anschließend werden sie auf z.B. Löschpapier ausgelegt und getrocknet. Bei vielen Arten ist das nicht erforderlich (z.B. Rebutia, Blossfeldia), weil hier kein Fruchtfleisch vorhanden ist und die Samen sofort herauskullern. Den geernteten Kakteensamen wird ein Etikett beigegeben, auf dem der Name und das Jahr der Ernte vermerkt werden. Um Schimmelbildung zu vermeiden, sollte man die Samen trocken und bei Zimmertemperatur aufbewahren.

Aussaatvorbereitungen: Die Aussaat kann man in einen geschlossenen, aber gut lüftbaren Saatkasten ausführen. Entsprechende Aussaat- und Anzuchtkästen mit glasheller Abdeckung aus Kunststoff sind in verschiedenen Ausfertigungen im Handel erhältlich. Die Kunststoffhaube ist erforderlich, um die Feuchtigkeit im Sämlingskasten zu halten. Die Samen benötigen zur Keimung eine verhältnismäßig hohe Luftfeuchtigkeit und sie dürfen in dieser Zeit nicht abtrocknen.


Bei vielen Modellen ist zusätzlich noch eine Bodenheizung eingebaut, welche durch einen Thermostatschalter gesteuert werden kann. Hierbei lässt sich die optimale Temperatur einstellen.
Der Sämlingskasten sollte hell stehen, darf aber nicht ungeschützt in die pralle Sonne gestellt werden, da die volle Sonne den zarten Keimlingen sehr schnell Verbrennungen zufügen würde. Daher ist es ratsam, bei Sonnenschein eine leichte Schattierung mittels Seidenpapier vorzunehmen. In den Lichtarmen Monaten sollte der Sämlingskasten mit einer künstlichen Beleuchtung versehen werden.


Sehr gute Aussaatergebnisse erzielte man in der Vergangenheit mit einer "PHILIPS SON T Agro 400" Natriumdampflampe. Sie liefert das optimale Lichtspektrum für die Sämlinge. In Anbetracht der Leistungsaufnahme von 400 Watt und den gestiegenen Energiepreisen, wird eine Aufzucht mit Natriumdampflampen eine sehr kostspielige Angelegenheit. Eine gewöhnliche Glühlampe ist für eine Zusatzbeleuchtung nicht zu empfehlen, denn ihr Licht hat einen zu hohen Infrarotanteil. Mittlerweile bietet uns die Industrie aber sehr gute Alternativen. Zum einen wären das Energiesparlampen (ESL) die eine wesentlich geringere Leistungsaufnahme besitzen und in entsprechenden Farbtönen erhältlich sind. Für die Aussaat und Aufzucht von Kakteen empfehlen wir die Lichtfarbe "865" oder auch "Cool Daylight" genannt, für sehr gute Anzuchtergebnisse.
Eine 2x 18 Watt Einheit ist für die Größe eines Zimmergewächshauses schon völlig ausreichend. Installiert man noch einen Reflektor und befestigt an den Seiten des Zimmergewächshauses zusätzlich Alufolie, wird hier die Lichtintensität auf die Aussaat gelenkt bzw. reflektiert und somit die Lichtausbeute zusätzlich gesteigert.


Mittlerweile entwickelt die Industrie noch eine effizientere Beleuchtungstechnologie zur Pflanzenaufzucht. Hierbei liefern Hochleistungs-LED die gewünschte Lichtfarbe bei vergleichsweise noch besserem Wirkungsgrad in Bezug auf Energieaufnahme und Lichtausbeute. Zur Zeit sind vergleichbare Lösungen für die heimische Aufzucht in der Anschaffung noch recht teuer, sollten aber in der nächsten Zeit bei entsprechender Marktreife und Industrieeller Massenfertigung auch für den Kakteenfreund erschwinglich und somit interessant werden. Die Beleuchtung über der Aussaatschale wird tagsüber etwa für 12 Stunden mit Hilfe einer Zeitschaltuhr ein- und ausgeschaltet. Die Lampe darf je nach verwendetem Leuchtmittel nicht zu nahe über der Aussaatschale angebracht werden. Durch die Wärmestrahlung kann sehr schnell eine zu hohe Temperatur erreicht werden. Besonders aufpassen muss man hier bei den oben erwähnten Natriumdampflampen, die bei zu dichter Anbringung eine sehr hohe und für die Saat schädliche Wärmeabstrahlung verursachen kann. Anders verhält sich das bei Energiesparlampen in der oben genannten Stärke, etwa 5 cm über die Abdeckung des Zimmergewächshauses positioniert, um die abgegebene Wärmestrahlung zum beheizen des Zimmergewächshauses zu nutzen.
Kontrolle schafft ein Thermometer, welches die Temperatur misst. Ein zusätzliches Hygrometer ist sinnvoll, um auch die Luftfeuchtigkeit im Blick zu haben. Hierbei ist eine Feuchtigkeit während der Beleuchtungsphase von etwa 70 bis 80% optimal. Bei längerer Beleuchtung sollte als Temperatur nicht mehr als 30°C angezeigt werden. Etwa 25°C ist eine optimale Keimtemperatur.


Ein wenig ausprobieren, welcher Abstand der Beleuchtung zum Anzuchtgewächshaus hier welche Temperatur im inneren erzeugt, ist also schon ratsam. Wichtig für die Keimung ist auch eine Dunkelphase von etwa 12 Stunden. Hierbei sollte auch die Temperatur im Aufzuchtgewächshaus deutlich abgesenkt werden. Etwa 15°C ist etwa der angestrebte Temperaturbereich. Der deutliche Temperaturunterschied begünstigt sowohl die Keimung, als auch die Widerstandsfähigkeit der Sämlinge. Als guter Platz könnte hier ein etwa 15°C kühler Keller dienen, wo dann bei ausgeschalteter Beleuchtung die gewünschte Temperaturabsenkung eintritt. Viele Kakteenfreunde bevorzugen für die Aussaat flache Kunststofftöpfe. In jedem Topf wird nur eine Sorte Samen ausgesät. Große Aussaatschalen sind nicht zu empfehlen, da hier nicht mehr genau die einzelne Art abgegrenzt werden kann, welche man ausgesät hat. Viele Kakteensämlinge sehen sich in den ersten Monaten zum verwechseln ähnlich. Meistens sind bei diesen zweikeimblättrigen Pflanze über längere Zeit nur jene Keimblätter sichtbar, bevor sich im weiteren Wachstumsprozess die ersten zarten Dornen zeigen. Weiterhin besteht bei großen Aussaatschalen die Gefahr, dass ein eingetretener Pilzbefall die gesamte Aussaat vernichtet. Im beheizten Gewächshaus mit gutem Licht im Winter oder einem mit Heizung und Zusatzlicht ausgestatteten Aussaatkaten kann schon im Dezember oder Januar ausgesät werden. Wer auf natürliches Licht und Wärme angewiesen ist, sollte mit der Aussaat bis März-April warten. Bei einer zu frühen Aussaat und durch ungünstiges Wetter verursachte verzögerte Keimung, ist die Gefahr des Misslingens und einer Pilzinfektion besonders groß.







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