Anka

Anka

Søren Sørensen

Hui, es wird ne Herausforderung, diesen Text kürzer als die Bibel zu halten. Aber gut.

Ich hatte mich ja mal über meinen ehemals besten Freund Norman geäußert und darüber, wie die Freundschaft bis 2012 verlief, wollte eigentlich darauf hinaus, dass er - Spoiler - heute komplett isoliert irgendwo in Frankfurt am Main lebt und soweit ich weiß nicht einen einzigen menschlichen Kontakt mehr hat. Ich meinte aber am Ende, dass ich nicht darum herumkomme, einmal ausführlich "die Anka-Story" auszupacken.
Triggerwarnungen (und die sind hier WIRKLICH nötig) sind an den entsprechenden Stellen rechtzeitig und deutlich gesetzt (deren "Ende" auch, für den Fall, dass jemand ohne Kontext weiterlesen möchte).

Und wie immer gilt: nichts leaken, danke.

Einleitung oder so

Ich find's immer ganz toll, wenn man auch ein Bild von der Person hat, um die es geht, da ihr Instagram-Account allerdings privat ist und ich nichts leake, Datenschutz beachte und so weiter, nutze ich einfach mal das, was sowieso öffentlich ist.

Bild ist von 2014. Links kommt dem aktuellen Aussehen recht nah, das oben rechts ist von 2012, das unten rechts von 2013

Das alles fing eines Tages auf Twitter an. Ich nutzte die Plattform noch nicht so lange, ursprünglich legte ich mir mal nen Account an, um Justin Bieber zu haten (JAWOLL ALDER), letztendlich machte ich Werbung für meine ersten Software-"""Projekte""", und dann nutzte ich es irgendwann so wie in den Jahren danach lange Zeit: neue Leute kennenlernen, mit ihnen "ins Gespräch" kommen, Zeitvertreib. Social Media eben.
Einige der ersten Personen, die ich damals in der Timeline hatte, waren Jan, Joelle, Stuie, Cedric und Luka. Jan hab ich irgendwann mal beim Lügen auflaufen lassen und auf Twitter "demaskiert", seitdem hasst(e?) er mich, was aus Joelle und Cedric wurde weiß ich nicht, Stuie driftete mit allem was er hatte in den Linksextremismus und später in die große weite Welt der harten Drogen ab und Luka folgt mir tatsächlich bis heute.

Irgendwann entdeckte ich Anka (eigentlich Anna Katharina, btw) - über Cedric. Der "wollte" was von ihr und hatte auf Twitter viel mit ihr zu tun, sodass man quasi gar nicht drum herumkam. Und vom ersten Moment an hat mich die Person hinter dem Account echt interessiert. 14 Jahre alt (ich damals auch), kommt aus Saarbrücken, geht auf ein Gymnasium, hasst sich und ihr Leben und hat offensichtlich massive Probleme. Und irgendwas mit ihrem Bruder war auch "nicht in Ordnung". Sie erwähnte ihr (damaliges) Lieblingsalbum "XOXO" von Casper, welches ich auch erst kürzlich für mich entdeckt hatte (unabhängig von ihr). Und ich dachte mir, ich biete ihr einfach mal meine Hilfe an.

Ihre Vergangenheit (aus Sicht von 2012)

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TRIGGERWARNUNG: SVV, SUIZID
(die dauert lange an; endet vor dem Kapitel in dem es um Norman geht, wird dann aber auch wieder fortgesetzt)
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Wir tauschten dann die Apple IDs aus und schrieben einfach mal via iMessage. Fing an mit Smalltalk, dann wurde es aber recht schnell recht ernst, weil sie mir von ihren letzten Jahren erzählte.

Ihr Bruder nahm sich das Leben, als sie 11 Jahre alt war. Am 23. April 2009. Das weiß ich deshalb so genau, weil's auf "XOXO" nen Song namens "230409" gibt. Auto"unfall". Gerade 18 geworden, gerade den Führerschein gemacht. Yannick. Sah wohl keine Perspektive mehr, kam mit der Familie nicht mehr klar, aber so genau weiß man das nicht, er hinterließ nichts. Er wollte an jenem Tag noch mal mit seiner kleinen Schwester reden, sie war aber genervt und hatte keine Zeit, deshalb gab es dieses Gespräch nie.
Sie machte sich seitdem unfassbare Vorwürfe, weil sie glaubt, sie hätte es verhindern können. Was ich nicht glaube, vielleicht hätte er ihr einige Worte hinterlassen, aber auch dann wären die Dinge verlaufen, wie sie nun mal verlaufen sind.
Sie hätte aber auch gern gewusst, was er zu sagen hatte, und da bin ich wiederum voll bei ihr - mich würde so ein Gedanke vermutlich auch ewig quälen. Gerade weil so eine Entscheidung ja auch meist ausführlichst überlegt ist.

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TRIGGERWARNUNG: MISSBRAUCH
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Dazu kam die ohnehin verkorkste familiäre Situation. Yannicks Suizid wurde wohl nie wirklich aufgearbeitet, es wurde nie darüber gesprochen (kommt mir bekannt vor...). Und so ließ man sie mit ihren Gedanken ganz allein. Dazu kam, dass sie nie mit ihrem Stiefvater klarkam und die Familie (soweit ich weiß bis heute) zum leiblichen Vater keinen Kontakt mehr hat, da er nicht nur ein massives Alkoholproblem hat und ziemlich rechtsradikal sein soll (er arbeitet übrigens als Polizist...), sondern auch noch übergriffig ihr gegenüber wurde. Einmal soll er sie im Suff sogar gewürgt haben, weil sie ihn irgendwie nervte oder so. 10/10 "Vater" auf jeden Fall.

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TW ENDE: MISSBRAUCH
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Was also macht eine 14-jährige, die mehr zu verarbeiten hat als manche Menschen in ihrem gesamten Leben, und die damit komplett allein gelassen wird? Sie verletzt sich selbst.
Das fing tatsächlich noch "sachte" an. Man kann hier noch ruhigen Gewissens von "Ritzen" reden, denn mehr war es nicht. Aber ich hab's dennoch von Anfang an ernst genommen, im Gegensatz zu gefühlt allen anderen Personen. Gerade als sie das irgendwann auf Twitter andeutete, erntete sie Spott und Häme, was das dann nur noch schlimmer machte.

Unsere Vergangenheit (aus Sicht von heute) - I

Anka und ich hatten von nun an wirklich intensiven Kontakt. Anfangs mehrmals pro Monat, dann mehrmals pro Woche und irgendwann täglich. Anfangs war man auch noch aufgeregt, als ihr Name auf dem Display erschien, irgendwann war man es, wenn er nicht erschien. So ne richtige Online-Freundschaft eben.
Ich erzählte ihr auch viel von meinem bisherigen Leben, weil ich der Meinung war, ihr würde das helfen und sie würde sich dann nicht so allein fühlen. Dabei waren die Probleme, die ich bisher so hatte, nichts im Vergleich zu ihren. Ich weiß, Probleme zu vergleichen ist immer schwierig, weil jedes Problem halt immer noch ein Problem ist und gerade um 2011 herum ging es mir auch wirklich beschissen, aber in dem Fall war's tatsächlich David gegen Goliath. Trotzdem hat es geholfen, zumindest hatte sie das immer behauptet. Ich konnte tatsächlich einer Person helfen. Wow.

Sie wurde mir auch zunehmend wichtiger, obwohl wir uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht ein einziges Mal gesehen hatten, sie wusste bspw. noch nicht einmal, wie ich aussehe. Später hatten wir uns dann tatsächlich recht regelmäßig über FaceTime "gesehen" und irgendwie wurde daraus dann so eine Internet-Beziehung. Wir hatten immer davon geträumt, zusammenzukommen, sobald wir 18 wären, und dann ein gemeinsames Leben in Berlin zu führen. (Wir waren beide jung und naiv.)

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TRIGGERWARNUNG: KREBS, ESSSTÖRUNGEN
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Doch ihre Probleme nahmen nicht ab, im Gegenteil, sie wurden sogar noch befeuert. Ihr bester Freund erhielt die Diagnose Krebs. Leukämie. Mit 14 oder 15. Sah nicht gut aus. Lief dann natürlich auch auf ne Chemotherapie hinaus und danach sah es erst recht nicht gut aus, da man natürlich dementsprechend gezeichnet ist.

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TW ENDE: KREBS
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Sie tat, was sie halt auch sonst so tat, um ihre Gefühle "in den Griff zu bekommen". Dazu kam jetzt aber auch noch Bulimie, weil sie der Meinung war, dass sie "zu dick" sei. Und laut ihr "entspannte" das auch und lenkte von anderen Problemen ab.
Ich konnte das alles immer nur mitansehen, sie aber nicht davon abhalten, dazu war ich tatsächlich 900km zu weit entfernt. Ich war komplett machtlos. Das hat mich tatsächlich unfassbar gequält und wahnsinnig gemacht. (Klar, in der Situation ist sie diejenige mit den Problemen, aber der Text ist nun mal aus meiner heutigen Perspektive geschrieben.)

Und es wurde auch immer schlimmer, immer intensiver. Mit "Ritzen" hatte das nichts mehr zu tun, das war dann tatsächlich ein "Schneiden". Innerhalb von wenigen Monaten verlor sie über 10kg an Gewicht, sah wirklich schon ungesund aus und war immer noch davon überzeugt, "fett" zu sein.
Und ich hätte sie so unfassbar gern da rausgeholt und das alles irgendwie verhindert, aber es. ging. nicht.
Ich war nicht in ihrer Nähe. Nicht mal ansatzweise.

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TW ENDE: ESSSTÖRUNGEN
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Also fing ich an, dumme Sachen zu machen. Verdammt dumme Sachen. Sachen, für die ich mich selbst heute teilweise noch hasse, die ich auch unter keinen Umständen jemals wieder tun würde. Ich schäme mich auch dafür, ich fühle mich nach wie vor schuldig, hab aber bis heute wirklich niemandem davon erzählt, aus Angst, meine heutige Glaubwürdigkeit zu verlieren oder so. Aber ich glaube, in diesem kleinen Rahmen hier kann ich das dann doch mal machen.

Wer das folgende "Kapitel" liest, bleibt bitte bis zum Schluss dran, ich will das dann mal einordnen, das ist mir tatsächlich wichtig.

Mein Weg ins "Helfersyndrom"

Ich hab angefangen, mir Probleme auszudenken.

Aus diesem Gefühl heraus, ihr nicht helfen zu können und sie mit allem "allein" zu lassen, obwohl ich unbedingt wollte, dass es ihr besser geht, entstand irgendwann so eine psychische Überforderung, dass ich es für eine gute Idee hielt, mich "auf ihr Level" zu begeben. Denn dann hätte sie jemandem zum Reden, der das alles nachvollziehen kann, und wäre eben nicht mehr allein mit ihren Problemen.

Das fing an mit den SVV-Sachen. Ich zog mir oberflächliche Schnittwunden zu (die waren nach ein paar Tagen restlos weg) und behauptete, das sei "aus Stressgründen" erfolgt. Wir redeten darüber, tauschten uns aus, sie gab mir Tipps, ich ihr, und so weiter. (Ich hatte bis heute nie ein Problem mit SVV.)
Ne Essstörung hab ich nicht vorgetäuscht, dafür aber eine psychische Diagnose: Borderline. Und zwar nicht zufällig. Anka glaubte seit Monaten, diese Krankheit zu haben und es passte halt auch alles. Sie steigerte sich da regelrecht ein und "adaptierte" das alles dann auch. Sie hatte zum Beispiel nie ein Problem mit schwarz-weißem Denken, aber seitdem sie wusste, dass das ein typisches Symptom ist, hatte sie es plötzlich doch. Das war ne self-fullfilling prophecy.
Und ich behauptete dann irgendwann, dass ich auch ne entsprechende Persönlichkeitsstörung hätte - damit sie mit mir als Betroffenen darüber reden kann. Damit es ihr besser geht. Und es GING ihr besser, das ist ja das Tragische daran, es hat tatsächlich funktioniert.

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TRIGGERWARNUNG: DROGEN
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Kleiner Sprung an dieser Stelle. Falls das zwischen uns bis hierhin wirklich ne Beziehung war, dann war sie mittlerweile vorbei, sie hatte jemand anderen kennengelernt. Und ich kann's ihr heute nicht mal mehr verübeln, er war halt da, ich war nur der Typ aus dem Internet.
Sie floh irgendwann von zu Hause und hinterließ eine Art "Abschiedsbrief", aus dem bewusst nicht eindeutig hervorging, ob sie Suizid begehen wollte oder nicht, die Polizei wurde alarmiert, sie wurde dann auch "geschnappt", aufs Revier gebracht, die Mutter kam dazu, sie bekam Ärger, es wurde mal wieder nicht darüber geredet, immerhin musste sie daraufhin zu nem Psychologen, der ihr dann auch tatsächlich Borderline diagnostizierte und von da an ging es dann so richtig bergab mit ihr. Diesen Abend (den sie übrigens auch "live" twitterte) sehe ich heute als Auslöser von all dem, was danach kam.

Das SVV wurde exzessiv stärker und allerspätestens jetzt wirklich scheiße gefährlich. Die Essstörung war zwar vom Tisch, dafür kamen jetzt Drogen hinzu, und mit dem Drogen das entsprechende Umfeld.
Ihr erster Freund verleitete sie zum Kiffen - und nach nur wenigen Wochen hatte ihr das schon nicht mehr gereicht (trotzdem sehe ich Gras nicht als Einstiegsdroge und bin für eine Legalisierung, aber das ist ein anderes Thema). Ich hatte Angst, dass sie tatsächlich abrutscht und ernsthafte Drogenprobleme bekommt, was also hab ich getan? Richtig - ein Suchtproblem erfunden. Plötzlich hatte ich also ne Koks-Vergangenheit und wüsste deshalb, wovon ich rede, wenn ich sie davor warnte. Das war nicht nur aus Prinzip scheiße dämlich:

  1. Empfand sie das anfangs als unfassbaren Vertrauensbruch à la "Und das erzählst du mir erst JETZT!?" und war enttäuscht.
  2. Glaubte sie mir das nach genauerer Betrachtung nicht einmal, für ein Koks-Problem hatte ich viel zu wenig Geld, außerdem war ich 14... und so flog mir das alles dann um die Ohren, weil sie natürlich auch noch andere meiner "Probleme" infrage stellte und ich sie an dieser Stelle nicht noch weiterhin anlügen wollte.
  3. Hat das alles (vielleicht aus den ersten 2 Gründen) nicht mal was gebracht, außer dass unser Verhältnis komplett zu Bruch ging.

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TW ENDE: DROGEN, SVV
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Jetzt kommt Norman ins Spiel

Was ich nicht wusste: Norman nahm bereits vor einigen Monaten Kontakt zu ihr auf (wir hatten uns häufiger mal über das alles unterhalten, daher "kannte" er sie) und die beiden schrieben hin und wieder mal, das war aber keine große Sache - bis zu dieser Sache eben.
Anka berichtete ihm von all dem und er nutzte ihre Enttäuschung gegen mich aus. Das wurde für ihn zu einer wirklich persönlichen Angelegenheit, warum auch immer. So redete er mich in sämtlichen Belangen schlecht und überzeugte sie davon, dass ich das Böse in Person sei, bis sie es dann irgendwann glaubte und das Spiel (unbewusst) mitspielte. Sie tat so, als wäre wieder alles gut, dabei leitete sie so ziemlich ALLES, was ich ihr von da an anvertraut hatte, an Norman weiter. (Dass ich ihr heute wieder halbwegs uneingeschränkt vertraue, grenzt an ein Wunder, aber es hat auch wirklich Jahre gedauert...)

Ich bekam das alles irgendwann raus (Ende März 2013), weil sich eine Freundin von Norman und mir verquatscht hatte (nennen wir sie mal M.) - sie wusste nämlich etwas, was eigentlich nur Anka wusste, sprach mich aber plötzlich darauf an. Als ich nachfragte, meinte sie, Norman hätte ihr davon erzählt - und da der eigentlich erst recht nichts davon wissen konnte, war mir in dem Moment klar, dass da "irgendwas" ist.
Anka und ich hatten - warum auch immer - mal aus Spaß unsere Twitter-Accounts getauscht, daher kannte ich ihr Passwort dafür. "Glücklicherweise" hatte sie das auch bei ihrem Mail-Provider genutzt, sodass ich mühelos ihren Facebook-Account kapern konnte (Passwort zurückgesetzt; sie wollte mich später übrigens dafür anzeigen, da ich "gehackt" hätte). Und der Chatverlauf zwischen Norman und ihr hat mir dann tatsächlich den Boden unter den Füßen weggerissen. Einige Screenshots hab ich immer noch, die "harmlosen" davon sind die hier (die hatte ich damals auch getwittert, um sie zu "exposen").

Hui.


Das war mein alter Tumblr-Blog, den nur sie kannte. Eigentlich...
...
Da war ja tatsächlich was Wahres dran, aber die Richtung stimmt nicht.
Keine Ahnung, woher diese Probleme mit meinem Aussehen kommen. Ich kann's mir nicht erklären.
Den muss ich mal erklären.

Zum letzten Screenshot: Tim war besagter erster Freund und das Zug-Zitat ist tatsächlich von mir. Wir wollten uns nämlich ursprünglich bereits 2013 in Berlin treffen, sie wollte ihn dann aber unbedingt mitnehmen, ich wollte das nicht, da sich das damals(!) irgendwie wie "Betrug" angefühlt hatte und ich nach wie vor enttäuscht und verletzt war.
Würde ich heute unter absolut keinen Umständen mehr sagen. Zu dem Zeitpunkt war ich 15 und dumm, was zwar keine Entschuldigung, aber zumindest eine Erklärung sein soll. Und selbstverständlich würde ich auch niemandem umbringen, das stand auch nie im Raum, außer in Normans Kopf.

Das zu lesen macht natürlich was mit einem. Ich hab erst mal so getan, als wäre nichts und Anka dann eine Falle gestellt, in die sie auch tappte, daraufhin konfrontierte ich sie damit, sie zeigte aber keine Einsicht, sondern schob den Fokus auf meine "Hacker"-Aktion und ihre verletzte Privatsphäre.

Noch am selben Abend brach in den Kontakt ab und blockierte sie auf sämtlichen Kanälen. Norman kündigte ich die Freundschaft. M. zog auch mit.

Es gab dann wenig später ein Krisengespräch zwischen mir, M., Norman, Thorben (dem Freund aus dem ersten Text zu Norman) und unserer Klassenleiterin. Anlass: Norman hatte gedroht, uns alle umzubringen (JAP, genau das) und das wurde uns dann doch ne Nummer zu ernst. Letztendlich wechselte M. unmittelbar vor dem Gespräch die Seiten, weil Anka sie vor mir gewarnt hatte. DA zog Norman natürlich auch direkt wieder mit und die zwei (mit Anka drei) schafften es dann tatsächlich, von Morddrohungen abzulenken und mich komplett in die Ecke zu drängen. Alles, was ich Anka je anvertraut hatte (und ich hatte ihr ne Menge anvertraut!), wurde plötzlich in dieser Runde diskutiert. Das war vielleicht beschissen. Kann man auch gar nicht in Worte fassen, hat mir aber eine Sache ganz gut vor Augen geführt: überlege dir DREIMAL, wem du wirklich vertraust.
Das Gespräch blieb dann auch recht erfolglos und "ging nach hinten los". Norman sagte mir hinterher auch ins Gesicht, dass er und Anka mich jetzt "fertigmachen" wollen - okay. (Wirklich passiert ist da aber nichts mehr, weil sie bereits alles gegen mich verwendet hatten, was sie halt hatten)

Die Freundschaft zu Norman hatte sich damit auch erledigt, ging Monate später aber in eine Art "Zweck-Freundschaft" über, aber dazu irgendwann mal mehr in nem anderen Text.

Unsere Vergangenheit (aus Sicht von heute) - II

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TRIGGERWARNUNG: SUIZID, DROGEN
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Es wurde mir dann tatsächlich auch recht egal, was aus Anka wurde. An ihrer Situation hatte sich nicht wirklich was verändert, aber ich war definitiv die falsche Person, um jetzt noch in irgendeiner Weise aktiv zu werden. Außerdem war ich viel zu verletzt.

Bis sie dann versuchte, sich das Leben zu nehmen und es auch beinahe geschafft hätte. Ne Überdosis Medikamente.
Ich weiß nicht, inwiefern das stimmt, aber sie behauptet bis heute, dass ihr Kater Freddie sie "gerettet" hätte, indem er Mutter + Stiefvater geweckt und zu ihr geführt hätte. Am Ende war es jedenfalls tatsächlich so, dass ihre Mutter sie fand und den Notarzt rief.

Das wäre das zweite und letzte Kind gewesen, das sein Leben eigenhändig beendet. Möchte das mal erwähnt haben.

Das war aber natürlich auch wieder so'n prägendes Ereignis und in dem Moment war mir auch scheiß egal, was vorher alles passiert ist, ich wollte für sie da sein. Klappte auch so semi-gut, sie fand aber eine viel "effektivere" Methode: Drogen. Harte Drogen.

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TW ENDE: SUIZID
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Ein Freund von ihr mit viel Geld und Einfluss konnte ihr so ziemlich alles organisieren, was sie wollte, und da sie selbst nicht wusste, was sie wollte, nahm er ihr sogar die Entscheidungen ab. Es dauerte nicht lange und die ersten Ecstasy-Fotos, -Videos und -Sprachmemos machten die Runde. Ironischerweise erfuhr ich davon nicht mal direkt, sondern über eine Twitterer-WhatsApp-Gruppe, in der ich zufällig auch war. Sie war darauf tatsächlich stolz. Ich kam damit wiederum nicht klar und distanzierte mich komplett von ihr. Diesmal sogar für ne ziemlich lange Zeit. Aber das ging einfach nicht anders, das mitanzusehen war zu viel. Es kursierte bspw. auch mal ein Video, in welchem sie auf einem LSD-Trip vor nem Supermarkt alles vollkotzt. Weil SIE es verbreitete. Weil sie wirklich nicht mehr wusste, was sie tat. Sie beschwerte sich über eine Entzündung am Arm - weil sie beim Heroin spritzen nicht vorsichtig genug war.

Sowas halt. Das volle Programm. (Irgendwann 2016 hatte sie sich kurzzeitig wieder gefangen und wollte ne DBT-Therapie beginnen, musste dafür in einem Fragebogen aber angeben, ob sie Erfahrungen mit Drogen hätte, falls ja, mit welchen. Der Platz hat nicht ausgereicht und sie musste nach nem zusätzlichen Blatt Papier fragen...)

Irgendwann Anfang 2015 begegnete ich ihr wieder auf Twitter, sie hatte sich nen neuen Account angelegt, da sie das Passwort vom alten vergessen hatte. Wir tauschten uns wieder "vorsichtig" aus, so wirklich wohl war mir dabei aber immer noch nicht, gerade da sie drogentechnisch immer noch recht experimentierfreudig und unberechenbar war.

Kleiner Zeitsprung. Wir verstanden uns dann mit der Zeit doch wieder etwas besser und trafen uns im August 2015 dann auch tatsächlich in Berlin. Ihre damalige beste Freundin (die, die sich Breaking Bad zu Herzen genommen hat) war auch dabei, wir hatten aber quasi nicht miteinander geredet. Anka und ich hatten auch nur über alles mögliche geredet, und 2-3 umarmt uns das war's dann "schon" wieder. Ich hatte auch durchgehend das Gefühl, dass "diese" Anka nicht mehr die "alte" ist. Das war ein ganz anderer Mensch, was aber an sich auch nicht wirklich problematisch war. Tatsächlich hatte sie durch ihren exzessiven Drogenkonsum auch Gedächtnislücken und eine "Dissoziation" oder sowas in der Art entwickelt, wodurch sie, wie sie selbst sagt, "quasi keine Vergangenheit" hat. Sie meinte auch mal, dass sie nicht mehr versteht, dass ihre "alten" Probleme tatsächlich IHRE Probleme seien. Sie kann bspw. problemlos über ihren Bruder und andere Schicksalsschläge reden, weil sie das Gefühl hat, dass das alles nicht ihr, sondern einer Freundin oder so passiert sei.
Das hat mich auch immer irgendwie fasziniert, auch wenn's was komplett Negatives ist.

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TW ENDE: DROGEN
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Der Plottwist in ihrem Leben

Und dann war's irgendwann Anfang 2017 und sie wurde schwanger. Unbeabsichtigt. Und das war das Beste, was ihr in ihrem Leben je passiert ist - denn da sie das Kind trotz allem unbedingt bekommen wollte (sie wollte seit jeher Kinder haben), blieb ihr nichts anderes übrig als ein schlagartiger kalter Entzug von sämtlichen Drogen, mit denen sie noch zu kämpfen hatte (sie meinte mal, sie hatte Ende 2016 noch ein Drogenproblem, aber mehr weiß ich nicht und inzwischen will ich's auch gar nicht mehr wissen). Und sie hat es tatsächlich geschafft. Ihre Tochter kam im September 2017 zur Welt und seitdem hat sie ihr Leben wirklich im Griff.

Seitdem verstehen wir uns auch wieder recht gut und hören mehr oder weniger regelmäßig auch was voneinander. Das alles ist zwar immer noch komisch und sie hat auch eine ganz merkwürdige Rolle in meinem Leben angenommen, aber irgendwie "funktioniert" das alles. Ich weiß auch, dass ich mich immer an sie wenden kann, wenn ich wirklich gar nicht mehr weiter weiß. Umgekehrt ist das nicht anders. Trotz allem - oder vielleicht gerade deshalb, ich hab keine Ahnung...

Aber eins wollte ich noch klarstellen.

Einordnung des "Helfersyndroms" oder was auch immer das war

Wie gesagt: vor diesem Text wusste NIEMAND davon. Niemand außer sie und Norman. Dass das in der "Öffentlichkeit" nichts zu suchen hat, ist klar, dass es möglicherweise die Sicht auf mich verändert, auch. Daher möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass das wirklich nur diesen einen Zeitraum in 2012 betraf. Weder davor noch danach hab ich jemals auch nur vergleichbares getan, davor gab es keinen Anlass dazu und danach hab ich halt auch dazugelernt.

Ich bin auch verdammt vorsichtig geworden, was das angeht, ich hab bspw. immer noch Schwierigkeiten, mich als "Spinnenphobiker" zu bezeichnen, weil es ja "falsch" sein könnte, dabei bin ich zu 100% davon überzeugt.
Ich hab auch nach wie vor mit Leuten zu tun, denen es wesentlich schlechter geht. Und natürlich möchte ich denen auch helfen - nur kann ich das oft gar nicht. Und das ist okay. Bringt der jeweiligen Person dann zwar auch nichts, aber dann bin ich nun mal die falsche Person dafür.

Das Ganze erfolgte auch wirklich nur bei Anka, bei keiner anderen Person, in keinem einzigen meiner Tweets ab 2013. Für die meisten, die das hier lesen, ist es theoretisch also nicht mal relevant, gerade weil es so weit zurückliegt. Dennoch verstehe ich, falls dadurch jetzt Fragen entstehen, egal ob zu allem rund um Anka oder eben darum. Fragt dann ruhig.

~ Ende (wurde auch Zeit) ~

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