Die Gessler-Maske

Die Gessler-Maske

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Kurz nach Beginn dieser unsäglichen Krise habe ich mich mit folgender Bemerkung unbeliebt gemacht:

„Ich habe das Gefühl, die Deutschen sind die besseren Demokraten als wir.“

Mittlerweile darf ich mir selber widersprechen, da sich auch bei uns der Geist des entschiedenen „Moment mal!“ zusehends Gehör verschafft (3, 4).

Aber lange, viel zu lange sah es für mich so aus, als wären kritischer Verstand, aufgeklärter Widerspruchsgeist und resoluter Bürgersinn Qualitäten, die sich ausschließlich in den alternativen Medien Deutschlands noch finden ließen. Bei euch habe ich in der Anfangszeit jene Antworten gefunden, die mir von den großen Medienhäusern verwehrt wurden, ebenso den Trost, den ich brauchte, als mir bewusst wurde, dass auch für mich eine „Neue Normalität“ angebrochen war.

Diese besteht im Wesentlichen darin, dass mir meine Mitbürger ein gutes Stück fremder geworden sind. Ich empfinde ein inneres „Social Distancing“, das sich von der offiziellen Variante nicht stärker unterscheiden könnte. Wer sind bloß all diese Menschen um mich her, die unversehens zu duckmäuserischen Nervenbündeln geworden sind?

Waren das nicht einmal jene unbequemen, widerspenstigen, eigenwilligen „Schwiizerlis“, denen man nur mit der Kavallerie hätte beikommen können?

Nun, ich hatte lange nicht bedacht, was wir eben auch sind: friedliebende, unaufgeregte, kompromissbereite Gemütsmenschen mit einem hohen Mass an genereller Zufriedenheit. Wer könnte es uns übel nehmen? Auf unser Land passt der Begriff „Insel der Glückseligen“ wie auf kein anderes. Unsere Regierung ist ein Sympathieträger. Wann und wo hat man dies das letzte Mal gehört?

Aufmucken? Wogegen denn? Gegen ein noch weitgehend intaktes Rentensystem? Gegen ein historisch einmaliges Maß an bürgerlicher Mitbestimmung? Gegen eine beneidenswerte Infrastruktur? Löhne, die ein Leben ohne Angst ermöglichen?

Machen wir uns nichts vor: Wir werden noch viel mehr autokratisches Gehabe schlucken, wir werden unseren Regierenden noch viel länger wohlwollend dabei zusehen, wie sie selbstgefällig Hefte in die Hand nehmen, die ihnen nicht zustehen, wir werden die braven Untertanen bleiben, die jedes Lob mit Stolz und jeden Tadel mit Demut entgegennehmen. Wir sind die Musterschüler Europas, wir haben allen gezeigt, wie Demokratie geht. Wir können euch auch zeigen, wie das andere geht, dieses ― Dings ― die ... äh ... nun, wir lernen noch.

Unser Fernsehen und unsere Presse werden ― bis auf wenige Ausnahmen ― auch weiterhin Schützenhilfe leisten.

Sie sind die Garanten dafür, dass das Gängelband der Verordnungen nicht als die Zumutung empfunden wird, die es eigentlich darstellt, sondern als ein notwendiger Kraftakt zur Wahrung von Solidarität und nationaler Einheit.

Die Medienkritik, die innerhalb Deutschlands schon früh laut wurde, lässt sich eins zu eins auf die Schweiz übertragen und ist Gegenstand meines offenen Briefes an das Schweizer Fernsehen.


Quellen und Anmerkungen:

(1) https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/tagesschau-vom-24-06-2020-hauptausgabe?id=e9220cd8-fc40-408a-bc36-cdf4aa4319c9
(2) https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/tagesschau-vom-01-07-2020-hauptausgabe?id=1ea05c8b-9ce9-4b14-9be2-530400057f49
(3) Aktuelle Petition: https://www.openpetition.eu/ch/petition/online/die-corona-massnahmen-in-der-schweiz-sind-nicht-gerechtfertigt
(4) Referendum: https://covid19-referendum.ch/

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