​​

​​



artusvision

Ich habe mir seit längerem Gedanken darüber gemacht, was eine im Sinne der Demonstranten erfolgreiche Demonstration von Demonstrationen unterscheidet, die von der Polizei brutal zusammengeschlagen werden, wie jüngst immer wieder in Berlin zu beobachten.

Folgende Faktoren könnten dabei eine erhebliche Rolle spielen:

Wohnort nahe beim Demonstrationsort

Naturgemäß ist es einfacher, wenn sich der Wohnort der Demonstranten direkt in der Nähe des Schauplatzes befindet. Autonome Gruppen in Hamburg oder Berlin sind zum Beispiel näher am Geschehen als selbst die Polizei, die im Zweifelsfalle noch einige Kilometer anreisen muss. Spätaufsteher können zudem einfach das Fenster offnen, eine Morgengabe hinauswerfen und sich wieder hinlegen.

Müssen Großpapa und Omama am Samstag erst mit dem Bus aus der Ferne anreisen, liegt es in der Natur der Sache, dass sie vor den Stadtgrenzen von so genannten Polizeibeamten zur Umkehr gezwungen werden können, die sich gerne auch mal breitbeinig machen.

• Feste Gruppenverbände erleichtern die telekommunikationslose Verabredung von Aktionen

Wenn du erst durch großartige Anmeldungen oder Aufrufe in den Sozialen Medien etwas auf die Beine stellen willst, gibst du dem strategischen Gegner Zeit zur Vorbereitung und, wenn du dabei auf Telekommunikationsmittel angewiesen bist, Möglichkeiten zum Beobachten.

Hast du dagegen relativ solide Gruppenstrukturen, wie beispielsweise einen Fachbereich an einer Uni oder eben Gruppen von Hausbesetzern, kannst du Aktionen unbeobachteter planen. Das bewahrt dich zwar immer noch nicht vor dem Eindringen von Verbindungsleuten; aber "sicherer" als die Planung von Aktionen mit komplett Fremden ist das allemal.

• Der spontane Aufruf per Plakat

In Italien wird zurzeit ein relativ charmantes Verfahren eingesetzt: dort wird gegen die Coronapasspflicht in Zügen einfach mit Aufklebern zur Demonstration und zur Besetzung von Bahnhöfen aufgerufen. Wer kommt, kommt, wer nicht, nicht. Womit wir zum lezten Punkt kommen...

• Flüssig wie das Wasser sein, vorzugsweise an vielen Orten in kleineren Gruppen

Ich habe mich immer grfragt, weshalb Demonstranten heute noch als Zielscheiben in Reih und Glied ins "Feld" ziehen.

Ist es da nicht sinnvoller, in unterschiedlichen Räumen zu demonstrieren? Dafür aber in kleineren Gruppen? Kleine und kleinste Gruppen in Bahnhofen oder Einkaufszentren einzukesseln, führt die Polizei rasch an die Grenzen ihrer Möglichkeiten, weil das Verhältnis der erforderlichen Beamten zu Demonstraten sich Zuungunsten der Polizei verschiebt.

Auch diese Taktik ist nicht ohne Risiko, immerhin aber es findet sich eine Vielzahl von Gegenständen der Gelegenheit, die sich kreativ nutzen lassen. Und die Möglichkeiten, die Situation zu eskalieren sind begrenzt, weil die Polizei nicht mit Einsatzfahrzeugen anrücken kann und auch die Möglichkeiten der gewaltsamen Eskalation wegen der raumlichen Einschränkungen begrenzt sind, da sich die Polizei selbst sonst gefährden müsste.

Von Hong Kong lernen, heißt richtig demonstrieren lernen

In einem Videobericht über die Proteste in Hong Kong zeigt die New York Times, wie demonstrieren professionell geht.

https://streamable.com/bo7alt



Report Page